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Bezirksamtsgebäude (Pforzheim)

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Der Bezirksamtsturm 1906
Der Bezirksamtsturm vom Blumenhof her gesehen
Der Bezirksamtsturm 1906

Das ehemalige großherzoglich-badische Bezirksamtsgebäude an der Bahnhofstraße 22–26 in Pforzheim steht unter Denkmalschutz. Der markanteste Gebäudeteil ist der hoch aufragende Turm. Es wurde 1903 für die Verwaltung des Bezirksamts Pforzheim errichtet. In diesem Gebäude war später lange Jahre die Polizeidirektion Pforzheim untergebracht.

Geschichte

Beim Großh. Bezirksamt verdient in allererster Linie erwähnt zu werden, dass es am 3. Oktober 1903 in ein neues Heim übersiedeln konnte. Damit hat die erste staatliche Behörde unserer Stadt endlich eine würdige Unterkunft gefunden, die ihr schon seit längerer Zeit dringend vonnöten war.

So steht es geschrieben im Jahrbuch der Stadt Pforzheim (Vierter Jahrgang) von 1903. Die Wünsche der damaligen Bezirksverwaltung nach einem neuen Dienstgebäude bestanden schon länger, denn das Alte platzte aus allen Nähten.

Kurzgeschichte zum alten Amtshaus in der Östlichen Karl Friedrichstraße: Erbaut durch Bürgermeister Jakob Friedrich Dreher und dessen Ehefrau Agnese Eva Dreher, geb. Katzin, Anno 1800, wie es auf einer im Hof des Amtshauses eingemauerten Tafel heißt, wurde es 1824 vom Fiskus gekauft und anfangs 1825 bezogen. Es stand damals noch außerhalb der eigentlichen Stadt, die am Gasthaus zum Laub mit einem Tor abschloss und von der Altstadt durch das Pfläster, den heutigen Teil der Östlichen Karl-Friedrich-Straße von der Traube bis zum Ochsen, der aber damals noch fast ganz unbebaut war, getrennt wurde. Bis zu dahin war Amtshaus das heutige Gasthaus Krone.

Dieses alte Oberamtshaus, das früher fürstlichen Personen als Absteigequartier gedient, ging um 7.000 Gulden in den Besitz des Gastwirts Theodor Weeber über, der darin das Gasthaus zur Krone einrichtete. Die staatlichen Finanzen waren damals nicht sonderlich gut bestellt, sonst hätte wohl der Fiskus das so bequem liegende alte Amtshaus nicht billig veräußert. Beweis dafür ist auch eine Anzeige der Großh. Irrenhausverwaltung aus jener Zeit, in welcher diese zur Tilgung eines Bauaufwandes bei hiesigen Privaten ein Darlehen von 10.000 fl. aufzunehmen suchte.

Der erste Bezirksvorstand, der 1825 in das neue Amtshaus einzog, war Obervogt Carl Friedrich Deimling, der die Stelle von 1823 bis 1843 bekleidete. Sein Nachfolger, Oberamtmann Karl Ludwig Böhme, war nur 1843 und 1844 hier tätig. Ihm folgte bis 1847 Oberamtmann Carl von Neubronn, auf diesen Oberamtmann Philipp Emil Flad, der aber 1849 zur Strafe nach Bretten versetzt wurde, weil er den revolutionären Neigungen der Pforzheimer Bürgerschaft gegenüber sich nicht energisch genug gezeigt hatte. Ihm folgte der bisherige Hofgerichtsassessor Ludwig Wilhelm Fecht, der bis 1861 hier wirkte. Dann kam Oberamtmann Camill Winter, der bis 1864 verblieb.

Mit der Einführung der neuen Verwaltungs-Organisation trat Stadtdirektor Otto Sachs an die Spitze der hiesigen Bezirksverwaltung, von welcher schon 1857 die Justiz abgetrennt war, die aber trotzdem noch lange unter dem gleichen Dach ausgeübt wurde. Von 1868 bis 1872, also über den deutsch-französischen Krieg, war Amtsvorstand Stadtdirektor Hepting 1868, auf welchen Stadtdirektor Joos 1872 folgte, der heute an der Spitze der badischen Oberrechnungskammer steht, von 1874 bis 1878 Stadtdirektor Otto von Scherer (* 4.4.1826 Offenburg, † 28.3.1891 in Heidelberg), der durch liebenswürdiges Entgegenkommen der schwer kämpfenden Stadtverwaltung das Einleben in die Städte-Ordnung sehr erleichterte, von 1878 bis 1883 Stadtdirektor Carl Siegel (* 21.8.1832 – † 9.3.1896), der später bei einer Überschwemmung in Freiburg zusammen mit Amtsvorstand Geh. Regierungsrat Sonntag (* 17.11.1830 – † 9.3.1896) in Ausübung seiner Amtspflicht den Tod in den Wellen der Dreisam fand.

Am längsten unter den neueren Bezirksvorständen war Geh. Regierungsrat Heinrich Pfister hier, der von da nach Heidelberg übersiedelte. Sein Nachfolger wurde 1891 Oberamtmann Alexander Pfisterer, dann Landeskommissär in Mannheim. Nach diesem kam 1896 bis 1899 Geh. Regierungsrat Wilhelm Holtzmann, jetzt Verwaltungsgerichtsrat in Karlsruhe, und auf ihn folgte 1899 Geh. Regierungsrat Hermann Nebe, nunmehriger Ministerialrat im Ministerium des Innern. Den Beschluss der Amtsvorstände, welche im alten Amtshause walteten, machte 1903 Oberamtmann Philipp Jolly (* 7.10.1857, † 19.11.1923), der auch statt der bisherigen, nicht mehr ganz modernen Amtswohnung im neuen Dienstwohnungsgebäude zugleich mit einem zweiten Beamten des Bezirksamts ein neues, schönes Heim findet. Von 1909 bis 1920 führte Franz Keim das Bezirksamt an. Ihm folgte bis 1931 Julius Holderer und 1932 bis 1945 war Friedrich Wenz an der Spitze. Im selben Jahr führte Adolf Katz für ein paar Monate das Amt aus, dann übernahm es Richard Dissinger bis 1959 und anschließend Werner Lutz bis 1972.

Seit 1819 (?) besteht das Oberamt Pforzheim. Ab 1864 (?) wurde es zum Bezirksamt Pforzheim, das zum Landeskommissärbezirk Karlsruhe gehörte. Es bestand in seinen Grenzen bis 1920 unverändert. Durch das „Gesetz über die Landkreisselbstverwaltung“ von 1939 wurde das Bezirksamt unter Ausgliederung der Stadt Pforzheim zum Landkreis Pforzheim. 1903 wurde das Pforzheim Bezirksamtsgebäude für das Großherzogtum Baden erbaut. Nach Kriegszerstörung und seit dem Wiederaufbau dient das Gebäude an der Bahnhofstraße 22 als Landratsamt. Der Gebäudeteil an der Bahnhofstraße 24 beherbergte die Pforzheimer Polizeidirektion.

Architektur

Das Bezirksamtsgebäude wurde von 1901 bis 1903 nach den Entwürfen des Architekten und Bezirksbauinspektors Emil Lang aus Bruchsal errichtet. Am 23. Februar 1945 wurde der Turm und die angebauten Gebäude schwer beschädigt. Das Gebäude wurde 1948-49 nach alten Plänen und unter Einbeziehung noch vorhandener Teile nach Entwürfen des Architekten Heinrich Gremmelspacher (1910-1990), vom staatlichen Hochbauamt Pforzheim wiederhergestellt. Der Bezirksamtsturm in Pforzheim ist der markante Turm am Gebäude des ehemaligen Großherzoglichem Bezirksamts Pforzheim an der Bahnhofstraße. Der „Bezirksamtsturm“ zeigt das Wappen von Pforzheim und Baden als Hoheitszeichen. Der 42 Meter hohe Turm ist ein stadtbildprägendes Wahrzeichen. Der Turm wurde 1961 bis 1962 neu mit Kupfer behelmt. Die zwei farbigen Jugendstilbilder und die Tierkreiszeichen auf den Zifferblättern wurden vom Karlsruher Jugenstilkünstler Hellmut Eichrodt gestaltet. Innen beherbergt der Turm ein hallenartiges Treppenhaus, das auf drei Ebenen mit Farbglasfenstern mit Alt-Pforzheim Motiven ausgestattet ist. Die Innenausstattung wurde von Jugendstilkünstlern geschaffen: Hermann Billing, Hellmut Eichrodt und Max Laeuger sowie Adolf Sautter. Die Steinreliefs des Supraportes mit Eichenlaubdekor wurden nach einem Entwurf des Pforzheimer Bildhauers Adolf Sautter geschaffen.

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