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Interview mit Marga Reutter und Klaus Fritz
Von Stadtwiki
Von Gasthöfen, Stadtbad und anderen Originalen
Das Interview mit Klaus Fritz und Marga Reutter fand im Jahr 2005 statt. [1]
Gasthöfe
Die Maulbronner Gasthöfe [2] von Ost nach West:
Die Beiz
Klaus Fritz (KF): Der Buggl (Berg) in der Stuttgarter Strasse von Schmie her kommend hinunter ins Tal heißt „G‘hängter Mann“. Da hat sich Ende des 19. Jahrhunderts ein Mann aufgehängt.Gleich am Anfang vom Buckel, nach rechts rein, da, wo heute die Eigentumswohnungen drin sind, in dem neuen Gebäude hinten, da gab es das „Wirtshaus zur Linde“[3]. Das war die Kantine von den Arbeitern der Firma Burrer im Steinbruch (heute Steinbruch Lauster). Das war die äußerste Beiz - die Linde.
Gasthaus zum Adler
Weiter runter, da wo man die Danziger Straße hoch läuft, da war rechts das im Eckhaus das "Gasthaus zum Adler"[4]. Das war lange Zeit das Vereinslokal vom Fußballverein. Da war im Erdgeschoss eine recht wacklige kleine Dusche. Da haben die Fußballer dann reinlaufen müssen - vom Sportplatz am Hohenacker See bis zum Adler rein. Da konnte, wenn man wollte, duschen.
Zuletzt wurde die Wirtschaft von Frau Anni Koran geführt. Das war eine liebe Frau. Da sind wir als Jugendliche gerne eingekehrt und da gab es einen Fernseher und da haben wir Fußball bei ihr geguckt.
Da gab's dann Bauernseufzer (Bauernbratwurst) Wikipedia zum Thema „Bauernseufzer”, Schinkenwurst und Flaschenbier, mehr hat es nicht gegeben. Da hat sie hinter der Theke ein großes Blatt Papier gehabt und da hat sie dann die Namen der anwesenden Gäste drauf geschrieben, Klaus, Peter, Philipp, Werner. Und da hat sie immer drauf geschrieben, was wir gekriegt haben. Wenn wir weg wollten, hat sie es zusammengerechnet. Das war ein Original.
Gasthaus zum Ochsen
Dann gehts weiter auf der linken Seite war das „Gasthaus zum Ochsen“[5]. Das Lokal besteht bis heute noch, ist nur geschlossen, kann man jederzeit wieder aufmachen. Das war offen bis Ende der 1960er Jahre. Als die alten Bromms das nicht mehr konnten, da haben es die Kinder übernommen und dann später zugemacht. Ja das war ein Lokal, Metzgerei und Schlachthaus.
Marga Reutter (MR): Da hat es bis zum Schluss Tagesessen gegeben für die Ämter, die da gegessen haben, die es in Maulbronn gegeben hat Und wenn die von der Mark 10 Pfennig erhöht hatten, dann gab es eine Revolution, denn 10 Pfennig waren viel.
Grüner Baum, Germania & Sonne
Dann weiter auf der Stuttgarter Straße auf der rechten Seite an der Ecke zur Heilbronner Straße, da wo heute der Sailer sein Geschäft hat war der „Grüne Baum“[6] und gegenüber wo heute der Goldschmied sein Geschäft hat war bis nach dem 2. Weltkrieg das Gasthaus „Germania“[7] .
KF: Auf der linken Seite weiter westlich da gab es das "Gasthaus zur Sonne" [8]von der Familie Erassimi. Dazu gehörte eine Bäckerei und eine kleine Gaststube. Das hieß später "Bistro Gewölbe".
Wirtshäuser im Klosterhof
Und dann geht es weiter in den Klosterhof. Da gab es früher die Klosterkatz nicht; das war eine Küferei. Das Gebäude, das waren die Vorfahren von Herrn Willy Asperger.
Dann gab es das Gasthaus zum Klosterhof und zwar über der heutigen Informationsstelle der Klosterverwaltung und Kartenausgabe. Dort im ersten Stockwerk war das „Gasthaus zum Klosterhof“[9]. Das haben die Eltern von der Rosa Kraus geführt. Die Rosa war dann später die Wirtin vom Scheffelhof.
Dann gab es die Klosterschmiede[10], das hat die Familie Kübler bewirtschaftet und der alte Emil Kübler stammt aber nicht aus Maulbronn, sondern aus Diefenbach und vorher noch – jetzt kann die Marga geb. Schempf weitersprechen – das waren ihre Großeltern.
MR: Ja vor der Familie Kübler waren meine Großeltern väterlicherseits als Wirtsleute drin. Wilhelm und Christine Schempf. Und damals hieß es noch Ratskeller. In jeder Stadt gibt es neben dem Rathaus meistens einen Ratskeller. Da sind die Gemeindeverwaltung und die Räte nach den Sitzungen eingekehrt.
Der Hirsch und das Hotel Klosterpost
KF: Weiter von Ost nach West da wo die Wirtshäuser waren. Dann westwärts gehen wir aus dem Klosterhof wieder raus. Dann kommt da auf der linken das heutige „Klostercafe“ ehemals Schlegel. Das war das „Gasthaus zum Hirsch“[11]. Das hat die Familie Steeb gehabt. Und vor dem Steeb war eine Familie Piston. [12]
Gegenüber war das „Hotel Klosterpost“[13], das war die ehemalige Poststelle der Thurn und Taxis Post. Das hat dann generationenlang die Familie Rieger bewirtschaftet.
Der Badische Hof und die Liebe zum Viertele
Daneben weiter nach Westen - war der "Badische Hof"[14], (Da wo jetzt die Volksbank drin ist) ein sehr gutes Wirtshaus. Da haben sich dann, morgens um neune, die Handwerker zum Vesper getroffen und da ist die Gemeindepolitik gemacht worden. Da ist dann auch der Gemeindeschules Kienzle reingekommen und da haben sie dann schon zu Mittags den ersten mit Rausch heraus geschleppt. Der Stadtschultes Kienzle aus Maulbronn hat mit dem Stadtschultheiß Wezel [15] um die Wette gesoffen. An einem Tag hat der Kienzle 32 oder 34 Gläser gehabt und der Herr Wezel vielleicht nur 30 und an anderen Tagen war es umgekehrt. Jedenfalls sind dann beide Anfang 70 an Leberzirrhose gestorben.
MR: Ja der Bürgermeister Kienzle ist da ins Krankenhaus gekommen und da haben sie bei ihm Wasser festgestellt. Hach, sagte er, da verklag ich sämtliche Wirte in Maulbronn.
Der Scheffelhof
KF:Ganz schräg zum Badischen Hof stand und der heißt ja heute immer noch so, der „Scheffelhof“[16]. Den hat zuerst eine Familie Falk gehabt und eine Tochter von der Familie Falk war die Frau Elise Röger geb. Falk, die hat das mit ihrem Mann und einer Metzgerei geführt, bis dann Rosa Kraus es übernommen hat, Anfang der 1970er [17]. Die Elise Falk war die Mutter von der Frau Siegle, die Mutter der Metzgerei Siegle. Die hat nicht die Wirtschaft übernommen, sondern nur die Metzgerei. Mit dem Herrn Siegle.
Cafe Langsam
Jetzt geht es weiter runter. Dann auf der rechten Seite das Cafe Barth[18], das sogenannte „Cafe Langsam“. Das wurde von der Familie Barth als Bäckerei und Cafe geführt und da waren nur die Familienangehörige, also die Kinder, das war der Bäcker Barth und seine Schwester, die Maria Barth und die Frau Konrad Hille und der Barth hat eine geb. Irma Bonnett geheiratet und die haben in Alleinregie Bäckerei und Cafe geführt. Weil die Damen nicht die schnellsten waren, hat es immer etwas gebraucht bis du deinen Kaffee oder deinen Tee bekommen hast. Dann haben wir immer in der Jugendzeit gesagt, das ist das Cafe Langsam. Das ging noch bis in die 1960er „Cafe Langsam“ Da haben wir immer gesagt, dann gehen wir mal ins „Cafe Langsam“. Das war so gemütlich eingerichtet.. Sofa und Plüschstühle Marmortische, als junge Leute hat uns das gefallen.
Zum Stadtbahnhof
Auf der linken Seite war dann der Stadtbahnhof[19], jetzt „Birkenhof“ weiter in Richtung Westen.
MR: So um 1913 da wurde ein Saal und eine Kegelbahn gebaut Da war alles noch bewaldet. 1928 haben dann mein Vater den damaligen Stadtbahnhof gebaut. Weil sie gesagt haben, das ist in der Nähe des Bahnhofes. Die Firma Schenk und Schmidt und Wezel waren schon da unten und die Leute fahren mit dem Bus und mit der Bahn. Da gab es noch nicht so viele Privatautos. Und dann haben sie zur gleichen Zeit mit dem Krankenhaus oben den Stadtbahnhof aus Maulbronner Sandstein gebaut: Gaststätte Stadtbahnhof. Und das haben meine Eltern Karl und Gertrud Schempf weitergeführt mit Metzgerei bis dann 1946 ist mein Vater gestorben ist. Und meine Mutter noch einmal geheiratet hat und als sie dann und der Stiefvater verstarb, dann hat es eine Zeitlang mein Bruder gehabt, der hat es umgenannt in „Birkenhof“. Da haben die Gäste nämlich beanstandet…. „Stadtbahnhof“ Da haben die immer gedacht, da fährt die Bahn vorbei und das ist zu laut. Obwohl er schon schalldichte Fenster eingebaut hatte. So ist das damals unbenannt worden in „Birkenhof“..
Gasthaus zu Hechtsee
KF: Weiter westlich dann war lange nichts und dann war da unten am Hechtsee, das war ein Klostersee, beim Kreisel geht gleich rechts ein Weg rein, da war das das „Gasthaus zum Hechtsee“ [20] das hat die Familie Gauss bis in die 1930er Jahre bewirtschaftet. Dann hat es eine Familie Rapp übernommen. Der letzte Sohn ist vor ein paar Jahren gestorben. Aber der hat nur eine Besenwirtschaft gemacht. Das war das „Gasthaus zum Hechtsee“.
Die Bahnhofswirtschaft
KF: Dann war draußen in Maulbronn-West die Bahnhofswirtschaft[21]. Da war dann bis nach dem 2. Weltkrieg eine Frau Menzle druff. Danach war da ein Bahnhofsvorsteher Stockinger, der hat die Bahnhofswirtschaft übernommen.
Sonntags – wenn die Mutter gekocht hat, hat der Vater gesagt, kommt Kinder wir machen einen Spaziergang und da sind wir den Bahnweg entlang von Maulbronn Stadt nach Maulbronn-West gelaufen. Da haben wir Kinder, meine Schwester und ich, eine rote Limonade von Adolf Sommer Getränke bekommen und zusammen eine Knackwurst. Dann sind wir wieder heimgelaufen. Das war Himbeersaft.
Der Getränkehandel Sommer[22] war am Bahnhof, die Hölderlinstraße runter auf der rechten Seite bevors dann zur Hauptstraße runter geht, ein Haus vor dem Eckhaus da war der Getränkehandel Sommer.
Vom Fernsehen und seinen Folgen
KF: Ja, die Leut` sind ins Gasthaus gegangen. Da hat es noch kein Fernsehen gegeben und dann sind die Leute, wenn sie ein Amüsement haben wollten, abends oder am Wochenende in ein Gasthaus gegangen.
Die Eltern von Marga haben als erste einen Fernseher in Maulbronn bekommen. So etwa 1952. Da hat auch der Buchdrucker Meier ein Fernsehgerät gehabt, weil ich da als 12jähriger Bub die Hochzeit von der Queen Elisabeth gesehen habe. In schwarz - weiß, ist es auf Röhrenfernseher übertragen worden.
MR: Kurze Zeit später gab es dann so einen Filter, der war oben blau in der Mitte rot, unten grün. Den konnte man auf die schwarzweiß Fernseher aufkleben Das war dann wie ein buntes Fernsehen.
Ich weiß noch, da ist ja bei der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz der Albert Goppes beim Fußball gucken gestorben. Er hat noch in Diefenbach bei seiner Geliebten die Wohnung eingerichtet und ist dann mittags in den Stadtbahnhof reingekommen, Fussballgucken. Da ist er dann vom Stuhl gefallen und war tot. Zufällig war der Doktor Ullmann auch in dem Gasthaus oder man musste ihn holen und der hat dann den Tod festgestellt. Das war sehr sehr aufregend.
Das Stadtbad
Emilie Reutter
MR: Das Stadtbad [23] wurde 1925 errichtet [24] Meine Schwiegermutter Emilie Reutter, geb. Scheffel ist am 30 Mai 1907 in Maulbronn geboren. Sie war ja 1939 als der Krieg begann in Stuttgart. Beim Oberpostrat war sie Dienstmagd gewesen. Mein Mann ist 1936 geboren und ist mit 3 Jahren nach Maulbronn gekommen. Dann hat sie 40 Jahr das Bad verwaltet.Ja, nur meine Schwiegermutter hat das Bad geführt. Nach jedem Badegast die Wanne putze, Badekarte und verkaufen im Zehnerpack oder einzeln. Sie hat es entwertet durch Einreißen. Ich habe sie zweimal bei Krankheit vertreten. Wir haben nicht so viel geschwätzt. Vielleicht hatte sie Angst, sie versaut sich ihre Kundschaft.
Das Haus
Sie hat dann noch die Wohnung über das Stadtbad genommen. Oben drüber war auch noch eine Wohnung. Das heißt es waren nur mehr oder weniger einzelne Zimmer, und wenn man die Treppe hoch ging waren da 2 Wohnungen, rechts hat meine Schwiegermutter gewohnt und links die beiden Jungs. Vorher haben die Weimer drin gewohnt. Da haben im Dachgeschoss rechts und links ein oder zwei Zimmer noch dazu gehört. Das waren dann keine Wohnung gewesen, sondern einzelne Zimmer mit Speisekammer. Da hat mein Mann oben geschlafen. Der hat da oben geschlafen und daneben noch so eine Art Speisekammer oder Vorraum, der war noch dabei.
KF: Das war ja früher so, dass Wohnungen in der Stadt unter dem Dach noch Dachkammern hatten für Dienstmädchen oder andere Bedienstete oder die Kinder. Da haben die Kinder ausweichen müssen, die Wohnungen waren ja nicht so großzügig gebaut.
Das Bad
MF: Die Duschen und Wannen waren im Erdgeschoß wenn man ums Haus in den Hof geht, unter den Wohnungen. Drei Duschen und 5 Wannenbäder. Wenn man rein ging - linke Seite - 2 Duschen dann waren 4 Wannenbäder, direkt drauf zugegangen, dann kam ein kleiner Kellerraum. Zwei Stufen herum, wo die Handtücher und Kasse war. Die Leute haben ihre Badetücher mitgebracht und wenn sie keine hatten, haben sie die von der Schwiegermutter gegen einen Obulus bekommen. Dann ging es links rum, da gab es riesengroße Eckwanne und noch einmal eine Dusche. Die Duschen waren abgetrennt durch feste Wände.
Originale und andere Zeitgenossen
Der Sattler Prost und die Aktentasche
MF: Nach dem Friseur Sailer das nächste Haus [25], da war der Sattler Prost.
KF: Da hat meine Mutter nach dem Krieg Schweinsleder gerettet. Daraus hat der Prost 1946 zur Einschulung einen Ranzen gemacht. Da hat es ausgesehen in der Werkstatt - alles mögliche. Den Ranzen habe ich mein ganzes Leben gehabt und und da hat man später eine Aktentasche drausgemacht, mit einem Henkel. Bis zum Abitur hab ich den Ranzen gehabt; so gut vernäht.
Von den Kobas', der Milch und der Sammelstelle
MR: Und der Koba, mit seinem kleinen Wägele, der hat Milch gefahren, mit seiner Frau.
KF Nach dem Krieg bei Eis und Schnee und Hitze mit einem Planwagen und einem alten weißen Schimmel haben die jeden Tag Milch ausgefahren. Beim Krüger sein Vater haben die gewohnt. Und die haben Koba gehießen, Hans Koba. Später haben sie ein Milchlädle [26] gehabt. Neben dem heutigen Dönerladen. Nicht bei dem Schreiblädle, das Haus davor,
MR.: Früher in der Kindheit in der Jugendherberge war unten drin die Milchsammelstelle im Klosterhof in der Jugendherberge, da haben sie ihre Milch abgegeben.
KF: Auf dem Schafhof haben sie einen Haufen von Bauern gehabt, die Männer sind oft ins Geschäft gegangen und die Frauen haben die Kühe gemolken.
MR: Die „Kobas“ haben einen Leiterwagen und ein Pferd gehabt, da hat er die Milch eingesammelt von denen die keine Fahrgelegenheit hatten und hat sie reingefahren in den Klosterhof zu der Sammelstelle. Dann kamen früher noch die riesengroßen Gefriertruhen. Da konnte man sich ein Gefrierfach mieten und konnte Sachen zum Gefrieren reingeben, das war dann in den 1950er Jahren.
Die Milchmarken für entrahmte Milch
KF: Im Krieg und auch nach dem Krieg, da gab's vom Rathaus so Milchmarken für Familien mit Kindern, wie Lebensmittelmarken. Die Milch wurde aber entrahmt und hat schon ganz blau ausgesehen.
Die Schulspeis' und der Schuhmacher Seng
MR: Nach dem Krieg ist auch die Schulspeis' gewesen. In dem Knapp-Bader Haus [27] ist unsere Schulspeis' gewesen, in der Garage untendrin.
KF: Aber das bleibt mir ewig ein Rätsel wie die das ausgewählt haben wer die Schulspeis' kriegt.
MR: Daneben [28] war der Schuhmacher Seng.
KF: Das war der Gustav Seng, der ist dann später zur Post, der war dann Briefträger.
Amtsbote Wessel & Polizeidiener Kern
MR: Da haben wir noch eine Zeit erlebt, wo der Herr Wessel mit der Glocke rumgelaufen und Nachrichten verkündigt hat. Der Herr Wessel war Stadtbüttel. Er ist Hauptstrasse entlang gelaufen und hat die Ortsnachrichten ausgerufen.
KF: So war da noch der Polizeidiener Kern der war Dick und Fett, der hat viel getrunken. Der hat ein hat loses Mundwerk gehabt, der hatte mehr einen Rausch als dass er seinen Pflichten nachgekommen ist.
Wenn dann ein Diebstahl oder irgendwas war, musste er tätig werden. Da haben sie eine Zelle gehabt, wo sie ihn eingesperrt haben. Da draußen beim Friseur Sailer [29] im Vorderhaus war das Kommando Gendarmerie, im Hinterhaus war der Polizeiposten.
Der Herr Kerl und die Zigaretten
MR: Mir denkt noch der Herr Kerl, der war beim Zoll. Und nach dem Krieg als Zigaretten wieder frei verkäuflich Waren, da haben wir in der Wirtschaft einzelne Zigaretten verkauft auch 5erPäckle und 3er Päckle, da waren dann drei Zigaretten drin, so klein waren die Schachtel.
Da mussten wir Buch führen, über jede Zigarre und jede Zigarette. Da kam dieser Kerl einmal im Monat und hat Kontrolle und Bestandsaufnahme gemacht. Der kam vom Zoll und wir mussten Buchführen über Zigarre und Zigarette. Das war der Herr Kerl.
Vom Oberamtsarzt Hase zum Musiklehrer Kuhn
KF: Da hat ein Häusle vor dem Klostertor gestanden, an dem Abhang, wo man immer den Christbaum heute reinstellt. Dort hat ein kleines Haus gestanden. Das war der Sitz vom Wundarzt Dr. Hase. In den 1930er Jahren hat man das Häusle abgerissen. Damals ist man noch nicht so oft zum Arzt gelaufen.Nur wenn es nicht mehr anders ging.
MR: Meine Schwiegermutter hat da noch den Haushalt gemacht.
KF: Er ist mit Musikerlehrer Hase nicht zu verwechseln.
Dem sein Nachfolger war der Musiklehrer Kuhn.
Der Musiklehrer Kuhn war ein Junggeselle und Weiberheld für die Damen in den 1920er und 1930er Jahre. Der wohnte in der Villa Kuhn, seine Schwester hat den Haushalt geführt. Da haben sich die ehrsamen Damen geschlagen wenn sie sich zufällig im Garten begegnet sind. Da hat es richtig Zoff gegeben.
Während einer Klavierstunde im Seminar, da hat er einem Seminaristen Klavierunterricht gegeben, da ist er vom Stuhl gefallen und war mausetot. Da war Herzensleid in der Maulbronner Damenwelt. Er war da um die 40 rum, der Herr Kuhn, Musiklehrer im Seminar, ein Luftikus.
Der Brauereisaal
KF: Der Veranstaltungssaal früher war der Brauereisaal. Den Saal kann man noch von der Talaue von hinten her sehen - der Saal auf den Stelzen. Das Kino ist erst nach dem Krieg entstanden. Vorher waren da die Bälle, Tanzveranstaltung und Theateraufführungen.
Eiskeller und Stangeneis
KF: Die Brauerei selber ist 1924 in der Inflationszeit eingegangen.
Drum gibt es noch den Bierkeller im Hilsebeuer im Hang drin, da wurde das Stangeneis hergestellt. In die Mitte des Kühlschranks wurde so eine Eisstange hineingestellt. Und es hat eine Woche gedauert bis so eine Stange abgetaut war. Unten ist ein Eimer hingestellt worden und da ist dann das Wasser abgelaufen. Eine Woche, dann hat man dann wieder neues gebraucht.
Die kamen auf so einen Wagen von schweren Ackergäulen gezogen. die Eisstange reingestellt in den Eisschrank. Da hatte man so Eisenhaken und Lederschutz. Daher kommt das Wort Eisschrank her.
Marga R.: Wir haben noch lange in der Gaststätte von der Brauerei Eis mitgekommen….. wurden das war hinten ein Keller vom Hilsenbäuer und da sind später Eigentumswohnungen vom Schenk hergestellt. Und ein Brauereikeller, was die Volksbank - im Nebengebäude – aufgekauft hat. Weingärtner… da unterirdischer Keller, Bierkeller von der Klosterbrauerei…... Auch die Häuser wurden beliefert mit Stangeneis. Stangeneis im Hilsebäuerkeller. Das macht man mit Salz, Wasser mit Salz... chemischer Vorgang. Meine Mutter hat Eis gemacht da hat sie eine Maschine gehabt, sie hat auch mit Salz zur Kühlung hantiert. Ich weiß nicht als Kinder, wie sie es gemacht hat. Welche Firma hat das Stangeneis?... Brauerei hat das Eis geliefert. Zusatzgeschäft. Deswegen
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Interview: Daniela Dauth, Transskript: Hans Hermsen, Bearbeitung: Dieter Schempf
- ↑ Siehe auch Martin Ehlers in Ehlers/Felche (Hrsg.), Maulbronn Heimatbuch Bd.1, Maulbronn 2012, S.235 ff
- ↑ Etwa Stuttgarter Strasse 77
- ↑ Stuttgarter Strasse 61
- ↑ Stuttgarter Strasse 54
- ↑ Stuttgarter Strasse 37
- ↑ Stuttgarter Strasse 38/2
- ↑ Stuttgarter Strasse 26
- ↑ Klosterhof 5
- ↑ Klosterhof 33
- ↑ Stuttgarter Strasse 2
- ↑ Klaus Fritz erzählt noch folgende unbestätigte Anekdote: "Die (Familie Piston) hatte einen Sohn und drei Mädchen und das waren alles stolze Wirtstöchter, kein Bewerber war gut genug und der Sohn hat dann Banklehre gelernt und die Wirtstöchter sind vor lauter Hochmut in Armut gestorben."
- ↑ Frankfurter Strasse 2 / Klosterstrasse
- ↑ Frankfurter Strasse 6
- ↑ Paul Christian Wezel Stadtschultheiß in Knittlingen; siehe: Günther Mahal, Dorf Flecken Stadt, Knittlingen 1990
- ↑ Frankfurter Strasse 9
- ↑ Dazwischen gab es noch eine Familie Etzel
- ↑ Frankfurter Strasse 24
- ↑ Bahnhof Strasse 1
- ↑ Etwa Hechtsee 5
- ↑ Maulbronn West 3
- ↑ Hölderlin Strasse 16
- ↑ Stuttgarter Strasse 70
- ↑ Siehe auch Andreas Felche in Ehlers/Felche (Hrsg.), Maulbronn Heimatbuch Bd.2, Maulbronn 2012, S.102 f
- ↑ Stuttgarter Strasse 42
- ↑ Frankfurter Strasse 11
- ↑ Füllensgasse 9
- ↑ Füllensgasse 7
- ↑ Stuttgarter Strasse 42