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Johann Christian Roller
Von Stadtwiki
Johann Christian Roller (* 27. August 1773 in Pforzheim; † 16. März 1814 in Pforzheim) war Irrenarzt und Vorkämpfer der Kuhpockenimpfung in Pforzheim.
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Familie
Er vermählte sich im Jahre 1796 mit Auguste Finner. Sie gebar ihm 4 Töchter und 2 Söhne. Sein ältester Sohn Christian Friedrich Wilhelm wurde später Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Illenau.
Leben
Im Jahre 1811 erschien in Pforzheim im Stile der damals üblichen Veröffentlichungen ein Buch mit dem Titel Erster Versuch einer Beschreibung der Stadt Pforzheim mit besonderer Beziehung auf das physische Wohl ihrer Bewohner. Als Verfasser zeichnete der Großherzogliche Badische Physikus des Irren- und Siechenhauses in Pforzheim, Johann Christian Roller. Mit diesem Namen verbindet sich die Gestalt eines verdienten und fortschrittlichen Arztes, der im besten Mannesalter ein Opfer seines Berufes werden sollte.
Zunächst besuchte Johann Christian Roller das Pädagogium seiner Heimatstadt, wechselte 1789 aber von da auf die Hohe Karlsschule in Stuttgart über. An dieser Schule, die wenige Jahre zuvor auch Friedrich Schiller durchlaufen hatte, bereiteten ihn vor allem die humanistischen Bildungsfächer und schließlich ein seit Ostern 1792 absolvierter Anfängerkurs für Arzneiwissenschaft auf das erstrebte medizinische Studium vor. Vom Herbst 1792 bis Ostern 1795 vollendete er seine Studien an der Universitär Jena, wobei er neben medizinischen Vorlesungen auch solche in Philosophie, Mathematik, Physik und Chemie hörte. Im Sommer 1795 legte Roller in Karlsruhe vor der Sanitätskommission mit Erfolg die staatliche Prüfung in Medizin (einschließlich Geburtshilfe) ab, auf Grund deren er am 13. Juli des gleichen Jahres die Erlaubnis hielt, den Beruf eines praktischen Arztes auszuüben.
Da seine Bemühungen, eine festbesoldete staatliche Anstellung zu erhalten, zunächst ergebnislos blieben, ließ er sich in Pforzheim als freier Arzt nieder und vertrat nebenbei verschiedentlich erkrankte, beurlaubte oder anderweitige verhinderte Fachkollegen. Als er so im Frühjahr 1798 vertretungsweise fünf Wochen lang die ärztliche Tätigkeit des Hofrats, Stadt- und Landphysikus Dr. Gysser am Zucht-, Toll- und Waisenhaus wahrnahm, kam er erstmals mit seiner späteren Wirkungsstätte in engere Berührung. Hier führte er als erster Arzt in der damaligen badischen Markgrafschaft im Jahre 1801 die Kuhpockenimpfung bei Kindern, gegen die Blattern durch.
1804 wurde die Zuchthausabteilung aufgelöst und die Anstalt erhielt den Charakter eines reines Irren- und Siechenhauses. Roller bekam am 4. August die Betreuung der Irren und Korrigenden übertragen, während Hofrat Gysser lediglich noch für das Hauspersonal zuständig war; eine unglückliche Regelung, die zu mancherlei Zerwürfnissen zwischen den beiden Männern führte. Das Roller anfänglich ausgesetzte Gehalt betrug nur 150 Gulden, was ihn nötigte, mit Unterstützung seines Schwagers, des Medizinalpraktikanten Finner, nebenbei eine Privatpraxis zu unterhalten. Spätere Gehaltsaufbesserungen und eine im ehemaligen Uhrenfabrikgebäude der Irrenanstalt zur Verfügung gestellte Dienstwohnung gaben ihm die Möglichkeit, sich schließlich völlig seinen Aufgaben als Irrenphysikus zu widmen.
In dem Vorstandskollegium der Anstalt, dem neben Roller noch zwei protestantische Diakone und ein katholischer Geistlicher sowie ein Chirurg, ein Verwalter und seit 1806 ein Buchhalter angehörten, verstand er es weitgehend, seine vorausschauenden Ideen durchzusetzen. Ein von Roller ausgearbeitetes ärztliches Formblatt wurde 1810 durch Ministerialerlass amtlich allgemein eingeführt. Neben der zuvor erwähnten Abhandlung trat er publizistisch auch als Redakteur der Pforzheimer Wöchentlichen Nachrichten hervor.
Mitten aus seinem Wirken raffte ihn plötzlich am 16. März 1814 eine Typhuserkrankung hinweg, die er sich im Dienste seiner kranken Mitmenschen zugezogen hatte.
Literatur
Badische Heimat, Goldstadt Pforzheim, Sept. 1970