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Vicus Senotensis

Von Stadtwiki

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Der Vicus Senotensis ist ein römischer Vicus, die bei Wilferdingen gelegen hat. Sie ist neben Portus (Pforzheim) die einzige römische Siedlung im Pfenzland, deren lateinischer Name bekannt ist.

1842 wurde eine Weiheinschrift für Jupiter gefunden, die Auskunft über eine ehemalige römischen Siedlung bei Wilferdingen gibt und sich heute im Badischen Landesmuseum Karlsruhe befindet. Die Civitas (Gebietskörperschaft) der Gegend lag in Aquae (Baden-Baden). Es ist nicht viel über diese Art ländlicher Siedlungen bekannt, die im gesamten südwestdeutschen Raum zu finden sind. An Hand einiger Funde lässt sich die Gründungszeit um etwa 100 nach Christus bestimmen. Die älteste in Wilferdingen gefundene Münze stellt Kaiser Nerva (96–98) dar.

Der derzeitige Stand der Erforschung des Vicus Senotensis wird im Foyer der Kulturhalle in Remchingen-Wilferdingen durch eine kleine Ausstellung dokumentiert.

Inhaltsverzeichnis

Lage

ungefähre Lage der Ortschaft

Im Bereich des nördlichen Ortsrand von Wilferdingen wird das Zentrum des Vicus Senotensis vermutet. Die genaue Größe ist noch unbekannt. Funde wurden u.a. im Bereich Buchwaldstraße (Remchingen), Bahnhofstraße, Friedrich-Ebert-Straße und in der Kinzigstraße gemacht. Eventuell reichte die römische Siedlung bis in die Buchwaldwiesen, wo sich ebenso ein römischer Gutshof befunden haben soll.

Funde

Der Weihestein wurde 1842 beim Pflügen im Wilferdinger Flurgewann "Welschental" entdeckt. Der Wortlaut war:

In h(onorem) d(omus) d(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo)
In venalius Maccrinus vica(nis)
Senot(ensibus) macer(iam) d(e) s(uo) d(edit)

übersetzt: "Zu Ehren des göttlichen (Kaiser)Hauses, Jupiter dem Besten und Größten, hat Juvenalius Maccrinus den Bewohnern des Vicus Senotensis eine Umfassungsmauer aus eigenen Mitteln gestiftet"

Mit dem Weihestein wurden drei Münzen von Traian und Hadrian (Regentschaften zwischen 98 bis 138 n. Chr.) gefunden.


1844 soll zwischen der Remchinger Peter-und-Paul-Kirche und dem Wilferdinger Ortsrand eine römische Straße angeschnitten worden sein. In der Kirche selbst waren römische Reliefs verbaut. Zum einen ein Buntsandsteinblock mit eingemeiselten Motiven aus der Odyssee-Sage. Er dürfte Teil eines Grabmals gewesen sein. Zum anderen ein Viergötterstein mit Merkur, welcher 1854 im Durlacher Schloßgarten von einer umfallenden Fichte zerstört wurde.

1938 kamen nahe der Hauptstraße Ecke Buchwaldstraße römische Gebäudereste mit einer großen Fußbodenheizung zum Vorschein. Diese gehörten zu einer römischen Badeanlage. 1954 fand man 20m südlich das tönerne Kaminrohr, durch welches die abgekühlte Luft des Bades ins Freie geleitet wurde. Das Bad wurde im 2. Jahrhundert erbaut und wahrscheinlich noch im 3.Jahrhundert umgebaut.

1966 wurden bei Baggerarbeiten mittelalterliche und römische Baureste angeschnitten. Die mittelalterlichen Mauern dürften mit der nahegelegenen Burg Remchingen zu tun haben. Es wurden Teile eines römischen Brandgrabes geborgen. Ein gefundener Wasserkanal könnte ebenso aus der Römerzeit stammen. Die Bewohner von Senotensis nutzten daher wohl die Quelle des Angelbachs

2000/2001 fand man eine Abfallgrube einer Töpferei in der Hildastraße. Im Nachbargrundstücke gab es zahlreiche Holzbaubefunde, ein Erdkeller und einen Brunnen. Im letzteren fand man Keramik, drei Emailscheibenfibeln und neun bronzerne Fingerringe. Im äußersten Nordwesten der Grabungsfläche gab es ein 9x9m großes Gebäude mit starken Fundamenten, bei dem es sich um einen Speicher oder um das erwähnte Jupiterheiligtum handeln könnte.

Die gemachten Keramikfunde weisen Stempel auf mit den Namen der Töpfer REGINUS (aus Blickweiler/Saarland), MEDDICUS (aus Rheinzabern/Elsass), VENDANI (Rheinzabern), SACCO (Rheinzabern). Ebenso kamen die Töpferwaren aus Banassac (Südgallien) und Heiligenberg.

Am südwestlichen Ortsrand von Wilferdingen wurde 1988 durch Luftaufnahmen ein weiterer Gutshof entdeckt (siehe Hauptartikel Villa rustica Niemandsrain). 2002 wurde dieser archäologisch untersucht. Ein etwa 26 Meter mal 23 Meter großer Teil des Gebäudes wurde freigelegt. Etwa 60 Meter weiter wurde noch ein kleineres Wirtschaftsgebäude entdeckt. Zum Teil wurden die Ausgrabungen durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Arbeitsamts Pforzheim ermöglicht.

Geschichte des Vicus

Die hiesige Region kam 74 nach Christus unter römische Herrschaft. Die Gründung des Vicus Senotensis dürfte wohl auch mit der südlich des Remchinger Gemeindegebiets befindliche römische Militärstraße Ettlingen-Portus-Cannstatt zusammenhängen. Ein Verbindungsweg führte wahrscheinlich von Jöhlingen über die Singener Gewanne "Pfähler", "Hohstraße" und "Hegenach" dorthin. Die günstige Verkehrsinfrastruktur lockte wohl verschiedene Handwerkergruppen wie Schmiede, Töpfer oder Steinmetze an. Der Name Senotensis könnte sich von einen Stammesname der hiesigen keltischen Urbevölkerung abgeleitet sein. Die Münzfunde bei dem Weihestein deuten auf eine Gründung bzw. Blütezeit des Dorfes Anfang des 2. Jahrhunderts hin.

Belegt ist unter anderem eine römische Badeanlage und ein Jupiterheiligtum. In den zur Straße zugewanden Häuserteilen befanden sich die Verkaufs- und Wohnräume und in den hinteren die Werkstätten. Zur Lebensmittelversorgung befanden sich mehrere römische Gutshöfe im näheren Umkreis.

Leugensteine im Ranntal geben die Entfernung nach Baden-Baden an und stammten vom Kaiser Caracalla (211-217) und Servus Alexander (222-235). Angegeben wurden auf den Leugensteinen in der Regel nur Civitas-Orte, weshalb die Vermutung nahe liegt, dass Vicus Senotensis zur Civitas Aquae (heutiges Baden-Baden) gehörte.

Untergegangen ist der Ort wahrscheinlich nach dem Limesfall um 260 n. Chr.

Quellen

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