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Historismus

Von Stadtwiki

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Der Ausdruck Historismus bezeichnet in der Stilgeschichte ein im 19. Jahrhundert verbreitetes und teilweise noch ins 20. Jahrhundert nachwirkendes Phänomen, bei dem man – vor allem in der Architektur – auf ältere Stilrichtungen zurückgriff und diese teilweise kombinierte.

Stilistische Unterarten sind u. a. die Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance und der Neobarock. In seiner Spätphase entstand parallel der Jugendstil, den der Historismus teilweise beeinflusste. Eine Gegenbewegung entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Reformarchitektur, die später in die klassische Moderne mündete.

Die prägendste Zeit für den Historismus erstreckte sich von circa 1850 bis vor dem Ersten Weltkrieg. Doch auch später wirkten historistische Motive nach (Neoklassizismus, Heimatschutzstil). Teilweise wird bis heute historistisch gebaut, besonders seit in der Postmoderne wieder historische Bauformen aufgegriffen wurden. Moderne historistische Bauten werden auch als neohistoristisch bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Stile des Historismus

Rundbogenstil

Der Rundbogenstil ist ein Baustil des Historismus, Ende des 18. bis zum späten 19. Jahrhunderts. Er nahm Elemente der byzantinischen, romanischen und Renaissancearchitektur auf und verband sie mit stilneutralen Motiven. Die Abgrenzung zur Neoromanik und Neorenaissance ist nicht eindeutig möglich.[1]

Der Einfluss der Karlsruher Bauschule auf die Architektur Pforzheims im 18. und 19. Jahrhundert blieb stark: Timm beschreibt, welchen Stil Heinrich Hübsch, der Nachfolger von Weinbrenner als großherzoglicher Baudirektor in Karlsruhe, bevorzugte:„Sein Favorit war der Rundbogenstil[2] Der Einfluss des Karlsruher Baudirektor auf Pforzheim ist am Pforzheimer Hauptbahnhof von 1861 und der Pfarrkirche in Eutingen zu sehen. Adolf Willard, war einer der Schüler von Heinrich Hübsch, und entwarf die Franziskuskirche im Rundbogenstil.[3] Christoph Timm schreibt dazu folgendes:„Die Baukunst kehrte im Gefolge der Aufklärung und der französischen Revolution (1789) am Ende des 18. Jahrhunderts mit strengern Stilformen zu den Wurzeln der Antike zurück, die man zugleich als Wiege von Demokratie und republikanischer Staatsform idaliserte. Der badische Kunsthistoriker Aloys Hirt veröffentlichte 1809 ein weit verbreitetes Lehrbuch mit dem bezeichnenden Titel "Die Baukunst nach den Grundsätzen des Alten".“[4]

Neoromanik

Beispiele für die Neoromanik in Pforzheim ist die Liebfrauenkirche an der Liebfrauenstraße 32 im Pforzheimer Stadtteil Dillweißenstein.

Neogotik

Beispiele für die Neogotik in Pforzheim waren die Evangelische Stadtkirche (1899-1962) sowie der neogotische Altar in der Franziskanerkirche von 1854 mit Kreuzigungszene von dem Bildhauer Ferdinand Rieß aus Schwäbisch Gmünd.

Neorenaissance

Beispiele für die Neorenaissance in Pforzheim sind das Alte Rathaus sowie die Alte Kunstgewerbeschule.

Neomanierismus

Der Neomanierismus war die Ausdrucksform der späteren wilhelminischen Kaiserzeit. Ein Beispiel dafür ist der Baustil des Berliner Reichstagsgebäudes. Für Pforzheim erklärt Christoph Timm: "Ketterers Schlosskeller bildet mit seiner repräsentativen Baugestalt, die zentrale Dominante der südseitigen Bahnhofplatz-Bebauung, die als Baugruppe ... den Ausbau Pforzheims in der späteren wilhelminischen Kaiserzeit und den damaligen Baustil bezeugt."

Neobarock

Der Neobarock kam vor allem im Späthistorismus ab 1890 verstärkt auf. Die Villa Beckh wird wie folgt von Christoph Timm bewertet: „Ihre Formgebung im französisch anmutenden Palaststil eines barocken Historismus gehört zu den regional herausragenden Beispielen der Villenbaukunst der wilhelminischen Epoche..“[5] Andere Beispiele waren das Hogg'sche Eck sowie das Eckgebäude an der Luisenstraße, Ecke Durlacher Straße.

Neorokoko

In Pforzheim wurden in den Schaugiebeln der Villa Beckh und des Schlosskellers die Rocaille, ein muschelförmiges Ornament aus dem Rokoko, verwendet. Das Wort rocaille kommt aus dem Französischen und bedeutet „Muschelwerk“. Das Rokoko wird im Französischen auch style rocaille genannt.

Neomaurischer Stil oder Orientalisierender Historismus

Beispiele für diesen Stil in Pforzheim sind:

Neoklassizismus

Über das Ende des eigentlichen Historismus hinaus kommt es im 20. Jahrhundert zu neohistoristischen Strömungen, die sich unter anderem im Neoklassizismus ihren Ausdruck suchen. Dieser neue Historismus wird in der Regel unterschieden von örtlichen traditionsgeprägten Bauweisen, die unter dem Begriff traditionelle Architektur Anwendung finden.

Historistische Architekten (Auswahl)

Literatur

Weblinks

 Commons: Historistische Architektur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Historismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Eintrag Rundbogenstil in: Gerhard Strauss & Harald Olbrich: Lexikon der Kunst. Architektur, bildende Kunst, angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. Seemann, Leipzig 1994, Band 6, S. 293 ff.
  2. Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 81.
  3. Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 81.
  4. Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 79.
  5. Lameystraße 67, Ehem. Villa Beckh . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 369-370, hier S. 370.

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